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Zwei Drachenküken werden flügge  


Eine Reise zum Monte Cucco.
Christian „Otti“ Öfner und unser Flo Telfs entfliehen der Flugdepression im Mai - Juni und machen sich auf den Weg nach Süden.








Zwei Drachenkücken werden flügge – eine Reise zum Monte Cucco

Mai/Juni 2011 – Das Wetter ist überaus bescheiden, die möglichen Flugtage an einer Hand abzuzählen und wer an diesen ausgewählten Tagen keine Zeit findet, bei dem machen sich allmählich Symptome schweren Flugenzuges bemerkbar.

So ging es auch Christian „Otti“ Öfner und mir (Schöpfus). Es wurde alle Hoffnung in das verlängerte Wochenende vom 23. – 26. Juni gelegt, doch Petrus hatte auch für diese vier Tage kein Erbarmen und beschwerte der Alpenregion ein Tiefdruck garniert mit Gewittern und Sturm nach dem anderen. Doch in einem kleinen Dorf – nein, nicht in Gallien, - sondern in Umbrien – sollte die Sonne alle Tage scheinen, die Luft labil sein, aber keine Gewitter entstehen. Die Rede ist von Sigillo am Fuße des Monte Cucco.

 Kurzerhand entschlossen sich Christian und ich die etwas längere Anreise in Angriff zu nehmen und dieses weltbekannte Fluggebiet zu erkunden. Gestartet wurde um 3:00 Uhr in der Früh, durch die angekündigten heftigen Gewitterfronten ging es bis Bozen, danach lichtete sich bereits bei Trento der Himmel und eine staufreie Fahrt bei strahlendem Sonnenschein ließ uns auf unseren ersten Flug vor Mittag hoffen.

 Föo Telfs / 10

 Bevor es nach 6:34 Stunden Fahrt zum Startplatz geht, checken wir noch in unsere Unterkunft in der Albergo Monte Cucco beim Gastwirt Alberto ein. Die Unterkunft befindet sich ca. 5 Fahrminuten von den Startplätzen entfernt, bietet sehr saubere Zimmer und gutes Essen. Die Halbpension kostet ca. 45 EUR pro Tag mit Frühstück und Abendessen (2 Gänge sind inklusive und können frei gewählt werden). Für uns der Italienschen Sprache Nichtmächtigen ist es gerade im Tiefen Italien von großem Vorteil, wenn der Chef fließend Deutsch spricht. Mit den Kellnern muss man sich meist mit Händen und Füßen verständigen, was aber auch zum Amüsement beitragen kann.

Nach kurzer Morgentoilette und Zimmerbezug geht es nun endlich ab zum Startplatz. Das Wetter sollte perfetto sein, doch am Süd-Start angekommen weht uns eine steife Brise mit ca. 40 km/h ins Gesicht – Tendenz: Zulegend. Bei solchen Bedingungen zuhause würde man nicht mal einen Gedanken an’s Fliegen verschwenden, aber hier bauen alle seelenruhig auf und sind guten Mutes. Tja, wenn wir schon hier sind, bauen wir doch auch mal auf.

Und hier schon der erste Tipp:

Wie gewohnt, wollten wir unsere Drachen mit dem Rücken zum Wind aufbauen. Doch der nette Schweizer Daniel klärte uns dann doch eines Besseren auf. Bei 40 – 60 km/h Wind (was hier keine Seltenheit ist) kann der Aufbau mit dem Rücken zum Wind erstens für das Segel eine sehr belastende Angelegenheit werden und zweitens wird der Flügel durch den Druck auf dem Obersegel so schwer, dass man ihn nicht mehr aufheben kann.  – Schon wieder was gelernt. Also QUER zum Wind aufbauen.

 Flo Telfs / 3

Während dem Aufbauen lernen wir auch gleich einen Großmeister der HG-Szene kennen. Günther Tschurnig, der zum Training für die Weltmeisterschaft im Juli angereist ist. Super nett und sympatische merkte er gleich, dass wir doch eher Frischlinge sind und stand uns mit vielen Tipps hilfreich zur Seite. Danke an dieser Stelle an Günther, dass du dir soviel Zeit für uns zwei genommen hast!

Starkwindstarts:

Zuerst etwas skeptisch bezüglich der Einheimischen Starttechnik, versicherte uns Günther, dass dies beim Wind jenseits der 40 km/h die sicherste und beste Startart ist. Man nimmt den Drachen auf die Schulter stellt ihn nur minimal (wirklich nur minimal!) etwas an und greift bereits im Stehen an die Basis um. So spaziert man dann ganz gemütlich am Startplatz hin und her bis man fliegen will – dann einfach 1-2 Hopser und man hebt ab. Einfach megalässig! Der Atos ist hiefür natürlich perfekt, da er sich durch die Steuerklappen quasi selbst im Wind stabilisiert.

Landen:

Am Monte Cucco Süd wird so lange es geht und der Wind ansteht Top-gelandet. Hierzu fliegt man in genügend Höhe ins Lee und kommt wie ein Blatt im Wind, stehend auf den Startplatz runter. Soweit die Theorie – Geschenkt wird es einem nicht, denn diese Leelandungen sind ein Spiel mit dem Feuer. Lieber am Anfang zu hoch ansetzen und „durchstarten“ als einmal zu weit hinten ansetzen. Dies kann sehr schnell ins Auge gehen, wie ich bei meiner zweiten Landung fast am eigenen Leib erfahren musste. Beim Start zu diesem Flug hatte es „nur“ 30-35 km/h am Startplatz, aber während meines fast 2 Stunden Fluges legte der Wind am Startplatz auf stellenweise über 60 km/h zu – was ich in der Luft nicht mitbekam. Die hohen Windgeschwindigkeiten am Startplatz sind nur ein Ergebnis des Kompressionsbandes – in der Luft hatten wir maximal 30 km/h Wind. Im Normalfall zwischen 20 – 25 km/h.

Also Schöpfus glüht ins Lee rein – ca. 50 m hoch und 20 m hinter der Kante. Klappen sind voll gesetzt. Die Leewelle erwischt mich voll, ich fliege rückwärts bereits über die Bäume und falle wie ein Stein gen Boden. Zum Glück regiere ich blitzschnell, lass die Klappe auf 0° springen und ziehe die Basis voll ran. Der Atos nickt stark vor und nimmt noch mal  Fahrt auf uns es geht sich haarscharf noch eine schöne Hanglandung aus. – Knapp gwesen.

Doch ich wäre nicht der Erste den man aus den Bäumen hinten im Lee bergen müsste. Ansonsten macht das Top-Landen viel Spaß und wird von mal zu mal einfacher. An dieser Stelle meine Hochachtung an Otti. Landen kann er wirklich gut J Gleich der erste Anlauf und noch viele Landungen hinterher passten alle perfekt!

 Flo Telfs / 19

Fliegen:

Oberlässig ;-)

Obwohl meist starker Wind weht, kann man sich nicht auf rein dynamisches Fliegen verlassen, sondern um etwas auf Strecke zu gehen, benötigt man auch die verlässliche Thermik. Als schwierig stellt sich bei der starken Brise oft das Finden der Thermik heraus. Durch den starken Windversatz findet man die Thermiken – obwohl schon fast an der Basis – erst weiter draußen. Die ersten 2 Tage flogen wir noch etwas verhalten, aber je weiter man sich fort traut, desto mehr merkt man wie sehr man sich auf die Thermik verlassen kann und v.a. dass es unendlich viele Landemöglichkeiten gibt. Aufpassen heißt es vor Leebereichen. Da man die Thermik auch oft knapp über Grund und durch den starken Windversatz stark nach hinten in den Leebereich dreht, geht es klarerweise beim Rausfliegen aus der Blase auch entsprechend der Leewelle nach unten.

Apropos Welle.

Bei genügend starkem Wind (ab ca. 50 – 60 km/h) stellt sich über das Cucco Massiv ab dem späteren Nachmittag eine super Welle ein. Soll heißen: Es geht überall rauf. Keine Thermik rein dynamisches Wellenfliegen – Herrlich!

Nach 2 Tagen Cucco-Süd, drehte der Wind am 3 und 4en Tag auf Nord. Der Cucco-Nord-Startplatz ist bei zu starkem Nord lt. den Locals auf Grund starker Leerotoren nicht zu empfehlen. Also fuhren wir mit unseren Schweizer Freunden Daniel, Angelika und Bruno an den Tre Pizzi. Das Fluggebiet ist ein Traum, relativ einfach zu fliegen und optisch ein echter Leckerbissen, ABER die Auffahrt ist nur was für Hartgesottene. Ohne Geländegängiges Auto ist der „Weg“ kaum zu bewältigen. Anscheinend sollte dies jedoch bis zur WM im Juli ausgebessert werden. Wir sind gespannt.

 

Am letzten Tag besuchten wir noch den Cucco-Nord Startplatz. Das Wetter war zusehends stabil und der Wind schwach.  Für mich ging sich leider nur mehr ein kurzer Abgleiter und für Otti ein rel. kurzes Flügelchen aus. Doch nach knapp 9 Stunden Airtime in den letzten Tagen war es uns ziemlich wurscht, dass wir etwas früher die Heimreise antreten konnten.

Die Heimfahrt gestaltete sich dann wieder etwas abenteuerlich. Abgesehen von dem Megastau vor Bologna, brach kurz vor Verona die rechte Dachreling – aber das ist eine andere Geschichte J.

Fazit:

Monte Cucco rockt!

Doch ist dieses Gebiet wirklich (fast) nur Drachenfliegern zu empfehlen. Es gibt zwar Tage an denen auch die Tuch-Fraktion schön soaren und fliegen kann, aber die guten Tage sind laut den Monto-Cucco-Kennern meist ausschließlich für die Luftdrahtesel reserviert.

Monte Cucco wir kommen wieder!

Chris und Flo

Bericht als PDF

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